Erfolgreich Java programmieren – Auszug

1.1.3 Etwas zur Historie von Java

Aktuell ist Java in der Version 7 angelangt und die Version 8 steht schon in den Startlöchern. Betrachten wir kurz den Weg hin zu diesem Punkt. Hinter Java steht die amerikanische Firma Sun Microsystem, wobei diese mittlerweile3 von der Firma Oracle übernommen wurde. Die Geschichte von Java geht bis ins Jahr 1990 zurück. Zu diesem Zeitpunkt versuchte Sun, im Rahmen eines Projekts mit Namen »Green« den zukünftigen Bedarf an EDV zu analysieren, um einen zukunftsträchtigen Markt zu lokalisieren. Haupterkenntnis des Green-Projektes war, dass die Computerzukunft weder im Bereich der Großrechner noch bei PCs oder Kleincomputern in der damals aktuellen Form zu sehen war. Der Consumerbereich der allgemeinen Elektronik (Telefone, Videorecorder, Waschmaschinen, Kaffeemaschinen und eigentlich alle elektrischen Maschinen, die Daten benötigten) wurde als der (!) Zukunftsmarkt der EDV prognostiziert. Ein extrem heterogenes Umfeld mit den unterschiedlichsten Prozessoren bzw. grundverschiedenen Kombinationen von Hard- und Software-Komponenten. Dafür eine gemeinsame Plattform zu schaffen und damit frühzeitig einen Standard festzulegen, wurde als die Zukunftschance der EDV schlechthin vorausgesagt. Wichtigste Forderungen an eine solche auf allen denkbaren Systemen lauffähige Plattform waren eine erheblich größere Fehlertoleranz, eine leichtere Bedienbarkeit und eine bedeutend bessere Stabilität, als bei allen bis dahin vorhandenen Plattformen realisiert war. Die Plattform musste deshalb sowohl ein neues Betriebssystem oder zumindest eine neue Betriebssystemergänzung für alle populären Betriebssysteme bereitstellen als auch möglichst eine neue Programmiersprache, denn alle bis dahin vorhandenen Programmiersprachen wiesen zu große Schwächen in Hinblick auf die Stabilität auf. Gerade bei Bedienerfehlern – und diese gestand man beim Green-Projekt der potenziellen Zielgruppe, Consumer, im Gegensatz zur gängigen Praxis bei Computeranwendern einfach zu – waren bisherige Techniken und Programme einfach zu intolerant.

Ab Frühjahr 1991 gingen die Planungen in die Generierung eines Prototyps für eine solche universale Plattform über. Als Name für dieses neue System wurde Oak (Eiche) gewählt. Dem Gerücht nach geht der Name auf eine imposante Eiche vor den Sun-Büros zurück. Eine etwas andere Variante verlegt die Eiche in ein an der Wand hängendes Bild. Eine seriöse Erklärung für Oak ist, dass es die Abkürzung für »Object Application Kernel« war. 1992 präsentierte das Green-Team mit Duke, einer kleinen Trickfigur in einem virtuellen Haus, das erste Ergebnis. Und obwohl Duke überzeugte und in der Folge im Rahmen eines Sun-Tochterunternehmen namens »First Person« vorangetrieben wurde, konnte aus dem Projekt keine konkrete Anwendung etabliert werden. Die Zeit war noch nicht reif für die neue Technik, die ersten Kontakte verliefen im Sand und First Person und Oak verschwanden in der Versenkung.

Dann aber erleuchtete ein Geistesblitz die Sun-Büros: Das Internet und insbesondere das WWW wurde als Zielplattform für ein weiterentwickeltes Oak erkannt. Allerdings sollte ein neuer Name her. Dem Gerücht nach wurde der Name dann außerhalb des eigentlichen Brainstormings in einer beliebten Cafeteria4 der Sun-Mitarbeiter gefunden. JAVA! Der Name Java steht in Amerika (eigentlich altenglisch) für eine bestimmte Sorte Kaffee, heißen, sehr heißen Kaffee (und ist natürlich ebenfalls eine Insel in Indonesien). Deshalb auch das Logo von Java – eine dampfende Kaffeetasse.

Im im ersten Halbjahr 1995 präsentierte Sun das für das Internet aufbereitete und optimierte Java auf Basis der Java-Applets. Dazu wurde das zugehörige, kostenlose und frei zu verwendende Paket von Entwicklungs-Tools (das JDK5 1.0) vorgestellt. Java schlug bekanntlich wie eine Bombe ein. Als Plattform der Java-Applets lieferte Sun mit HotJava gleich auch eine erste komplexe und vollständig in Java geschriebene Anwendung, die auf allen Betriebssystemen lauffähig war, für die unverändert eine virtuelle Maschine verfügbar war. Mit anderen Worten – HotJava6 war der erste Java-fähige Browser7 und demonstrierte auf der anderen Seite, dass auch außerhalb von Webseiten Programme mit Java erstellt und in Webseiten integriert werden konnten.

Alles in allem eine geniale Strategie (revolutionäre Erweiterung des bis dato statischen Webs, die Demonstration der Leistungsfähigkeit eigenständiger Anwendungen auf im Prinzip beliebigen Plattformen und kostenlose Entwicklungstools), die Java schlagartig populär machte.

Kurz nach Präsentation des JDK 1.0 wurden diverse kommerzielle oder freie Entwicklungspakete mit integrierten Programmiertechniken unter einer gemeinsamen Oberfläche nachgeschoben. Also eine grafische Benutzerumgebung (GUI, was die Abkürzung für Graphical User Interface ist). Obwohl dies allesamt integrierte Java-Entwicklungsumgebungen (IDE, was die Abkürzung für Integrated Development Environment ist) waren und heute natürlich immer noch sind, sind es einfach Aufsätze auf dem JDK. Meist direkt, indem sie die Tools des JDK einfach aufrufen.

Natürlich gab es in Java und im ersten JDK diverse kleinere Kinderkrankheiten. Einige betrafen die Sicherheit, andere fehlende Funktionalitäten. Dies ist für ein vollkommen neues Produkt verständlich. Die verschiedenen Updates bis heute haben diese aber beseitigt und mittlerweile ist Java voll ausgereift, stabil und erfolgreich. Auch wenn Java-Applets, die mehr oder weniger die Geburtshelfer von Java waren und in der Anfangszeit fast ein Synonym für Java darstellten, mittlerweile kaum noch einen Bedeutung im Web haben.

Der Versionswechsel JDK 1.1 auf JDK 1.2 ist bemerkenswert gewesen, da hier ein inkompatibler Bruch mit den Vorgängerversionen durchgezogen wurde. Das wird auch dadurch deutlich, dass die Java-Plattform, die mit dem JDK 1.2 verbunden ist, mit Java 2 bezeichnet wurde. Ebenso wurde für eine Übergangszeit das JDK 1.1 weiterentwickelt, obwohl das JDK 1.2 schon veröffentlicht war. Aber seit der Zeit sind die neuen Versionen fast nur als echte Erweiterungen und Verbesserungen zu sehen, die keine gravierenden Inkompatibilitäten zu Vorgängerversionen nach sich ziehen. So wurden alle JDK bis zur Versionsnummer 1.4 zu Java 2 gezählt und erst mit dem JDK 1.5 auf Java 5 (eine Produktnummer) hochgezählt.

Im Jahr 2011 kam Java 7 heraus und Java 8 soll Ende 2012 erscheinen.

Im Anhang finden Sie eine ausführlichere Versionsgeschichte von Java mit Informationen zu den verschiedenen Features und Besonderheiten, die die jeweiligen Versionen (insbesondere die Version 7) beinhaltet haben.